
Gabriel García Márquez schrieb von «Liebe in den Zeiten der Cholera»; uns beim Filmpodium beschäftigt Cinephilie in den Zeiten von Corona: Unter welchen Bedingungen dürfen Kinos noch Filme zeigen? Dürfen Filmschaffende zu Besuch kommen? Darf Live-Musik gespielt werden? Wie viel Aufwand soll oder darf man treiben, wenn höchstens 50 Personen anwesend sein dürfen – und auf die Gefahr hin, dass wegen eines plötzlichen Lockdown alles für die Katz war? Wenn unser Publikum einen Kaffee oder ein Glas Wein nur noch im Saal auf nummerierten Sitzplätzen mit Contact Tracing trinken darf, wie gastlich ist unser Kino dann noch?
Das Filmbuff-Quiz von Ende Oktober haben wir vertagt, bis wieder mehr Gäste mitraten können. Auch das 5th Arab Film Festival im November war von der zweiten Welle der Pandemie bzw. von den Ende Oktober dagegen ergriffenen Massnahmen heftig betroffen. Der lebhafte Austausch mit Filmschaffenden aus arabischen Ländern – eines der Hauptziele dieser interkulturellen Veranstaltung – war stark eingeschränkt, weil viele Gäste aus Europa und dem arabischen Raum höchstens via Internet teilnehmen konnten.
Der 90. Geburtstag des Nouvelle-Vague-Mitbegründers Jean-Luc Godard im Dezember konnte unmöglich mit einem Besuch des Jubilars gefeiert werden – selbst wenn der maître gewillt gewesen wäre, seine Zigarren einzupacken und vom Genfer- an den Zürichsee zu fahren. Dafür wird eine kleine zweite Welle von JLG 90 mit mehreren Nachträgen zu unserer GeburtstagsRetrospektive im Januar/Februar-Programm zu spüren sein.
Auch wird für einmal ein Geburtstag nach dem Todestag gefeiert: Friedrich Dürrenmatt, dem wir im Dezember zum 30. Todestag zwei Porträts widmeten, wird in diesem Programm zum 100. Geburtstag mit einer Auswahl von Verfilmungen seiner Werke gewürdigt.
Und Ulrike Ottinger, die im letzten Frühjahr den Pink Apple Festival Award entgegennehmen sollte, will dies Anfang Januar hier nachholen.
Ach ja, noch ein Rückkehrer: Das ursprüngliche Filmpodium-Logo, einst von Ralph Schraivogel gestaltet, gelangt zurück in unser Erscheinungsbild. Dies, weil die Stadt Zürich ihren Kulturinstitutionen wieder mehr Eigenständigkeit in Sachen Corporate Identity zugestanden hat. Wir hoffen, Sie freuen sich über diese zweite Welle ebenso wie wir.
Michel Bodmer