Das erste Jahrhundert des Films: 1936

Mr. Deeds Goes to Town (Frank Capra, USA)

Anstatt die Olympischen Spiele in Berlin zu dokumentieren, wendet sich Luis Trenker 1936 in einem der ersten deutschen Western dem Gründungsmythos der USA zu: Trenker zeigt die Kehrseite amerikanischer Pionierromantik und verleiht dem «myth of the frontier» mit der Geschichte des Schweizers Johann August Sutter in Der Kaiser von Kalifornien eine düstere, blutige Färbung. In Frank Capras optimistischer Komödie Mr. Deeds Goes to Town bekommt der American Way of Life durch Gier und Egoismus einige Kratzer ab, doch nur, um am Ende in Gestalt des aufrichtigen Longfellow Deeds erstarkt aus der Geschichte hervorzugehen. Wo bei Capra die Satire nur im Dialog hinter­gründig durchschimmert, tritt sie im beinahe stummen Modern Times im Spiel und in der Inszenierung Chaplins deutlich hervor: Der letzte Auftritt des Tramps ist zum kritischen wie auch amüsanten Kommentar über die Indust­rialisierung geworden. Wie Chaplin wechselte auch Yasujiro Ozu erst spät zum Tonfilm, bewegte sich aber sogleich sicher auf dem neuen Terrain. Den Dialog sparsam einsetzend, zeichnet er in Der einzige Sohn ein kritisches Bild der japanischen Gesellschaft zu Beginn der 1930er Jahre. Les bas-fonds wiederum vereint erstmals Jean Renoir mit Jean Gabin, der in den folgenden Jah­ren zum Gesicht des poetischen Realismus werden sollte. Im Gegensatz zur späteren Ernsthaftigkeit Gabins durchbricht hier sein mitunter humorvolles Spiel den pessimistischen Grundton von Gorkis Vorlage und gibt der zeitlo­sen Geschichte um Geld und Armut eine eigentümliche Leichtigkeit, oder, wie es André Bazin formuliert: «Nur Jean Renoir kann es sich so ungeniert erlau­ben, uns zur Rührung zu nötigen, indem er zugleich die Grenze der Lächer­lichkeit berührt.» (André Bazin: Jean Renoir, 1977)

  • Am Ufer des blauen Meeres (U samogo sinego morya) (Boris Barnet/S. Mardanin, UdSSR)
  • Camille (George Cukor, USA)
  • César (Marcel Pagnol, F)
  • Die Schwestern von Gion (Gion no shimai) (Kenji Mizoguchi, J)
  • Dodsworth (William Wyler, USA)
  • Elegie in Naniwa (Naniwa ereji) (Kenji Mizoguchi, J)
  • Fury (Fritz Lang, USA)
  • Glückskinder (Paul Martin, D)
  • Herr Dankeschön (Arigato-san) (Hiroshi Shimizu, J)
  • Libeled Lady (Jack Conway, USA)
  • Mayerling (Anatole Litvak, F)
  • Partie de campagne (Jean Renoir, F)
  • Sabotage (Alfred Hitchcock, GB)
  • The Great Ziegfeld (Robert Z. Leonard, USA)
  • Things to Come (William Cameron Menzies, GB)
  • Vámonos con Pancho Villa! (Fernando de Fuentes, Mexico)

Weitere wichtige Filme von 1936

Am Ufer des blauen Meeres (U samogo sinego morya) (Boris Barnet/S. Mardanin, UdSSR)
Camille (George Cukor, USA)
César (Marcel Pagnol, F)
Die Schwestern von Gion (Gion no shimai) (Kenji Mizoguchi, J)
Dodsworth (William Wyler, USA)
Elegie in Naniwa (Naniwa ereji) (Kenji Mizoguchi, J)
Fury (Fritz Lang, USA)
Glückskinder (Paul Martin, D)
Herr Dankeschön (Arigato-san) (Hiroshi Shimizu, J)
Libeled Lady (Jack Conway, USA)
Mayerling (Anatole Litvak, F)
Partie de campagne (Jean Renoir, F)
Sabotage (Alfred Hitchcock, GB)
The Great Ziegfeld (Robert Z. Leonard, USA)
Things to Come (William Cameron Menzies, GB)
Vámonos con Pancho Villa! (Fernando de Fuentes, Mexico)

ROLF LYSSY – BUCHVERNISSAGE MIT GÄSTEN

 

Zum 80. Geburtstag von Rolf Lyssy (* 25 Februar 1936) organisierte der rüffer & rub Sachbuchverlag eine Buchvernissage, an der das Buch «Die Schweizermacher – Und was die Schweiz ausmacht» vorgestellt wurde.

Stadtpräsidentin Corine Mauch eröffnete den Anlass mit einem Grusswort, Madeleine Hirsiger führte durch den Abend und hat mit Rolf Lyssy über sein Werk gesprochen. Anschliessend stellten die Verlegerin Anne Rüffer und die Herausgeber Georg Kohler und Felix Ghezzi «Die Schweizermacher – Und was die Schweiz ausmacht» vor.