Das erste Jahrhundert des Films: 1930

Morocco (Josef von Sternberg, USA 1930)

1930 traf die Weltwirtschaftskrise Deutschland besonders schwer und beendete die Goldenen Zwanziger: Massenarbeitslosigkeit und Armut führten zur politischen Radikalisierung der Bevölkerung und zum Aufstieg der NSDAP. 1930 gilt aber auch als das Jahr, in dem sich der Tonfilm durchsetzte. Zum ersten deutschen Tonfilmklassiker wurde Der blaue Engel, durch den Marlene Dietrich als fesche Lola über Nacht zum Star avancierte und der die langjährige Zusammenarbeit zwischen ihr und Josef von Sternberg begründete. Noch in der Premierennacht reiste sie mit dem Regisseur nach Hollywood und drehte mit ihm und an der Seite von Gary Cooper kurz darauf Morocco, ein Meisterwerk der Licht- und Tondramaturgie, das sie als befrackte Diseuse zur glamourösen Kunstfigur erhob und ihr eine Oscarnominierung einbrachte. «Das erste Jahrhundert des Films: 1930» weiterlesen

DAS ERSTE JAHRHUNDERT DES FILMS: 1968 & 1978

NIght of the Living Dead (George A. Romero)
Night of the Living Dead (George A. Romero)

Der Krieg in Vietnam, das blutige Ende des Prager Frühlings, die Exekution Che Guevaras, die Ermordung Martin Luther Kings – 1968 überstürzten sich die Ereignisse; die Jugend rebellierte gegen verkrustete Strukturen und träumte von einer besseren Welt. Das politische und geistige Klima der Zeit lässt sich an den Filmen dieses Jahres ablesen: George A. Romeros Night of the Living Dead traf mit der direkten Gewaltdarstellung und der Kritik am Vietnamkrieg und am Alltagsrassismus den Nerv der Zeit; in Lindsay Andersons If …. zündete der revolutionäre Geist inmitten eines britischen Internats, Sergio Corbucci widmete Il grande silenzio dem Andenken an Guevara und King, während Pier Paolo Pasolini in Teorema seine persönliche Vision vom Ende der Bourgeoisie umsetzte. Konrad Wolf verfilmte in Ich war neunzehn seine eigenen Kriegserlebnisse von 1945; sein Antikriegsfilm wurde zum DDR Klassiker. In Kuba hatte die Revolution das Land bereits im vorangegangenen Jahrzehnt erreicht; in Erinnerungen an die Unterentwicklung blickte Tomás Gutiérrez Alea auf die ersten Castro-Jahre zurück. 1968 putschte sich in Mali das Militär an die Macht, woraufhin Souleymane Cissé in den Widerstand ging; 1978 analysierte er in Baara scharfsinnig die malische Gesellschaft. In den USA gelang derweil dem Afroamerikaner Charles Burnett mit Killer of Sheep ein zeitloses humanistisches Dokument, während Terrence Malicks Days of Heaven mit Bildern von unvergleichlicher Schönheit beeindruckte. «DAS ERSTE JAHRHUNDERT DES FILMS: 1968 & 1978» weiterlesen

DAS ERSTE JAHRHUNDERT DES FILMS: 1958

Vertigo (1958)
Vertigo (Alfred Hitchcock, USA)

Auf dem ersten Platz der bedeutenden «Greatest Films of All Time»-Liste der britischen Filmzeitschrift «Sight & Sound» steht aktuell Vertigo – kaum zu glauben, dass der virtuos inszenierte Hitchcock-Thriller, der heute als einer der einflussreichsten Filme überhaupt umschwärmt wird, in seiner Zeit unverstanden war und lange ein Schattendasein führte. Ein anderer Regisseur, dessen Filme auch nach sechzig Jahren zu den ewig Besten zählen, ist Orson Welles. Sein Touch of Evil ist ein vielschichtiges Porträt menschlicher Beweg- und Abgründe, das nicht zuletzt wegen der verblüffenden Eröffnungssequenz in die Filmgeschichte eingegangen ist. Während Welles Vertigo gehasst haben soll, war Hitchcock von Touch of Evil so beeindruckt, dass er dessen Darstellerin Janet Leigh umgehend für Psycho (1960) engagierte. «DAS ERSTE JAHRHUNDERT DES FILMS: 1958» weiterlesen

«Das erste Jahrhundert des Films: 1918 – 1998» im Überblick

Jhdt

Ein Jahrhundertangebot: Über 60 Filme für 50.–

Für unsere Reihe «Das erste Jahrhundert des Films» können Studierende und alle anderen in Ausbildung im Kalenderjahr 2018 von einem neuen Spezial-Abo profitieren: Das Abo für 50 Franken gewährt freien Zutritt zu den rund 60 Filmen dieser Reihe. Das Jahrhundert-Abo ist gegen entsprechenden Ausweis an der Kinokasse erhältlich.

Einzelne Filme (siehe untenstehende Liste) werden durch Mitarbeitende und Studierende des Seminars für Filmwissenschaft der Universität Zürich eingeführt; die Termine werden laufend in der untenstehenden Liste nachgetragen.

Für das detaillierte Programm mit allen Spieldaten (2 Wochen vor Start der jeweiligen Reihe): www.filmpodium.ch

  • After Life, Krokazu Kore-eda, J 1998
  • Festen, Thomas Vinterberg, DK/S 1998
  • The Big Lebowski, Joel und Ethan Coen, USA 1998
  • The Thin Blue Line, Errol Morris, USA 1988
  • Die Kommissarin, Alexander Askoldow, UdSSR 1988
  • Mujeres al borde de un ataque de nervios, Pedro Almodóvar 1988
  • La cage aux folles, Édouard Molinaro, F 1978
  • Baara, Souleymane Cissé, Mali 1978
  • Days of Heaven, Terrence Malick, USA 1978
  • Memorias del subdesarrollo, Tomás Gutiérrez Alea, CUB 1968
  • If..., Lindsay Anderson, GB 1968
  • Night of the Living Dead, George A. Romero, USA 1968
  • Mon oncle, Jacques Tati, F 1958
  • Touch of Evil, Orson Welles, USA 1958
  • Vertigo, Alfred Hitchcock, USA 1958
  • Yoidore Tenshi, Akira Kurosawa, J 1948
  • The Treasure of the Sierra Madre, John Huston, USA 1948
  • The Red Shoes, Michael Powell/Emeric Pressburger, GB 1948
  • Red River, Howard Hawks, USA 1948
  • Ladri di biciclette, Vittorio De Sica, I 1948
  • Alexander Newski, Sergej M. Eisenstein/Dmitri Wassiljew, UdSSR 1938
  • Hôtel du nord, Marcel Carné, F 1938
  • You Can't Take It With You, Frank Capra, USA 1938
  • Angels with Dirty Faces, MIchael Curtiz, USA 1938
  • The Lady Vanishes, Alfred Hitchcock, GB 1938
  • Olympia I & II, Leni Riefenstahl, D 1938

 

1918/1928 (Stummfilmfestival, mit Live-Begleitung) (1. Januar – 15. Februar 2018)
Carmen (Ernst Lubitsch, D)
The Crowd (King Vidor, USA)
The Wedding March (Erich von Stroheim, USA)
Das Himmelsschiff (Holger-Madsen, DK)
The Last Command (Josef von Sternberg, USA)
A Girl in Every Port (Howard Hawks, USA)
Maldone (Jean Grémillon, F)
Crossroads (Teinosuke Kinugasa, J)
The Mysterious Lady (Fred Niblo, USA)
Champagne (Alfred Hitchcock, GB)
Lonesome (Paul Fejos, USA)
Der weisse Adler (Jakow Protasanow, UdSSR)
Les deux timides (René Clair, F)

1938 (16. Februar – 31. März 2018)
Olympia (I+II) (Leni Riefenstahl, D) // mit einer Einführung von Ursula von Keitz am 5.3. um 18:15 Uhr
The Lady Vanishes (Alfred Hitchcock, GB) // mit einer Einführung von Franziska Heller am 26.3. um 18:15 Uhr
Angels with Dirty Faces (Michael Curtiz, USA)
Alexander Newski (Sergej M. Eisenstein / Dmitri Wassiljew, UdSSR)
Hôtel du Nord (Marcel Carné, F)
You Can’t Take it With You (Frank Capra, USA)

1948 (1. April – 15. Mai 2018)
Ladri di biciclette (Vittorio De Sica, I)
Engel der Verlorenen (Yoidore tenshi) (Akira Kurosawa, J) // mit einer Einführung von Emanuel Signer am 14.5. um 18:15 Uhr
The Red Shoes (Michael Powell/Emeric Pressburger, GB) // mit einer Einführung von Barbara Flückiger am 23.4. um 18:15 Uhr
La Terra Trema (Luchino Visconti, I)
Red River (Howard Hawks, USA)
The Treasure of the Sierra Madre (John Huston, USA)

1958 (16. Mai – 30. Juni 2018)
Vertigo (Alfred Hitchcock, USA)
Touch of Evil (Orson Welles, USA)
Mon oncle (Jacques Tati, F)  // mit einer Einführung von Jörg Schweinitz am 16.5. um 20:45 Uhr
Cat on a Hot Tin Roof (Richard Brooks, USA)
Asche und Diamant (Andrzej Wajda, Polen) // mit einer Einführung von Deborah Schmidlin am 28.5. um 18:15 Uhr
The Music Room (Satyajit Ray, Indien)

1968 (1. Juli – 23. September 2018)
Night of the Living Dead (George A. Romero, USA)
If… (Lindsay Anderson, GB)
Erinnerungen an die Unterentwicklung (Memorias del subdesarrollo) (Tomás Gutiérrez Alea, CUB) // mit einer Einführung von Marc Frei am 9.7. um 18:15 Uhr
Ich war neunzehn (Konrad Wolf, DDR)
Il grande silenzio (Sergio Corbucci, I)
Teorema (Pier Paolo Pasonini, I) // mit einer Einführung von Prof. Fabienne Liptay am 23.7. um 18:15 Uhr

1978 (1. Juli – 23. September 2018)
Days of Heaven (Terence Malick, USA)
Baara (Souleymane Cissé, Mali)
La cage aux folles (Édouard Molinaro, F)
Killer of Sheep (Charles Burnett, USA) // mit einer Einführung von Caroline Schöbi am 27.8. um 18:15 Uhr
Kleine Freiheit (Hans-Ulrich Schlumpf, CH) // in Anwesenheit des Regisseurs am 3.9. um 18:15 Uhr
L’albero degli zoccoli (Ermanno Olmi, I)
The Chant of Jimmie Blacksmith (Fred Schepisi, AUS)

1988 (8. Oktober – 15. November 2018)
The Thin Blue Line (Errol Morris, USA) // mit einer Einführung von Prof. Margrit Tröhler am 15.10. um 18:15 Uhr
Mujeres al borde de un ataque de nervios (Pedro Almodóvar, E) // mit einer Einführung von Julia Schmidt am 22.10. um 18:15 Uhr
Akira (Katsuhiro Otomo, J)
Distant Voices, Still Lives (Terence Davies, UK)
Hôtel Terminus: The Life and Times of Klaus Barbie (Marcel Ophüls, BRD/Frankreich/USA)

1998 (16. November – 31. Dezember 2018)
The Big Lebowski (Joel und Ethan Coen, USA)
Festen (Thomas Vinterberg, DK/S)
After Life (Wandafuru raifu) (Hirokazu Kore-eda, J) // mit einer Einführung von Andri Erdin am 10.12. um 18:15 Uhr
Lola rennt (Tom Tykwer, D)
Der Apfel (Samira Makhmalbaf, Iran/F)
The Truman Show (Peter Weir, USA)

Das erste Jahrhundert des Films: 1938

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Passend zu den XXIII. Olympischen Spielen in Südkorea blenden wir 80 Jahre zurück: Am 20. April 1938, an Hitlers Geburtstag, wird in Berlin Leni Riefenstahls Olympia uraufgeführt, der wohl umstrittenste Film, der je in Deutschland entstanden ist. So sehr Riefenstahls Dokumentation zunächst gefeiert wird, auch international, so sehr gerät der Film 1945 in Misskredit, obwohl er überraschend fair ist zu ausländischen Athleten, unparteiischer jedenfalls als viele Sportreporter heutzutage. Diese «Hymne an den Körper» setzt nicht nur den Massstab für den Dokumentarfilm, sondern genauso für die Sportfotografie sowie die moderne Werbeästhetik.

Angesichts der Bedrohung durch das erstarkende Nazi-Deutschland wird Sergej Eisenstein beauftragt, einen historischen Propagandafilm zur Stärkung von Patriotismus und Solidarität zu drehen. Mit seinem Epos über den russischen Nationalhelden Alexander Newski gelingt dem Regisseur ein überwältigender Erfolg im In- und Ausland. «Das erste Jahrhundert des Films: 1938» weiterlesen

Jahrhundert-Angebot!

Jhdt

Für unsere Reihe «Das erste Jahrhundert des Films» können Studierende und alle anderen in Ausbildung im Kalenderjahr 2018 von einem neuen Spezial-Abo profitieren: Das Abo für 50 Franken gewährt euch freien Zutritt zu den rund 60 Filmen dieser Reihe, einschliesslich der Stummfilme von 1918 und 1928 mit Live-Begleitung. In jedem Programmzyklus zeigen wir Klassiker der Jahre 1918 bis 1998: Darunter Filme von Leni Riefenstahl, Akira Kurosawa, George A. Romero, Pedro Almodóvar sowie Joel und Ethan Coen. Eine Auswahl der Filmtitel findet ihr auf unserem Flyer.

Das Jahrhundert-Abo ist gegen entsprechenden Ausweis an der Kinokasse erhältlich.

Einzelne Filme werden durch Mitarbeitende und Studierende des Seminars für Filmwissenschaft der Universität Zürich eingeführt. Das detaillierte Programm mit allen Spielzeiten und Einführungen findet ihr jeweils 2 Wochen vor Start der jeweiligen Reihe auf unserer Webseite.

UND: Haltet euch den Samstagabend, 24. Februar 2018 in eurem Terminkalender frei für unseren grossen Kickoff-Event, den wir gemeinsam mit Maximum Cinema präsentieren. Welchen Klassiker werden wir wohl zeigen? Details folgen Anfang 2018.

Editorial: The Winter of Our Dis-content

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Am 8. Februar findet im Filmpodium eine Buchvernissage statt: Präsentiert wird die neue Ausgabe des CINEMA-Filmjahrbuchs, die Artikel und Essays zum Thema «Zukunft» enthält.

Eine mögliche Zukunft des Kinos ist ja: keine. Mehr und mehr verlagert sich der Filmkonsum weg von Kino, DVD/Blu-ray und Fernsehen ins Internet. Digital Natives raffen sich nur selten auf und pilgern in einen Lichtspielsaal, um einen Film auf der Leinwand zu sehen, erst recht nicht zu vorgegebenen Zeiten und bei winterlichen Temperaturen. Zu Hause auf der Couch kann man ja den Content (bzw. filmische Inhalte) runterladen, wanns einem passt.

Wir haben die Probe aufs Exempel gemacht und geschaut, welche Filme aus dem aktuellen Programm im deutschen Raum bzw. in der Schweiz (legal) online verfügbar sind. Dazu haben wir einen Service verwendet, der einen Überblick über 24 deutsche Plattformen gibt – darunter Branchenriesen wie iTunes, Amazon, Netflix und Google Play, aber auch speziellere Anbieter wie Mubi und realeyz –, und noch ein paar Schweizer Plattformen abgegrast. «Editorial: The Winter of Our Dis-content» weiterlesen

Das erste Jahrhundert des Films: 1963 & 1973

Otto e mezzo (Federico Fellini, Italien/Frankreich 1963)

1963 stand das europäische Autorenkino im Zenit und brachte Meisterwerke wie Lindsay Andersons sozialkritische Studie This Sporting Life, Ingmar Bergmans bohrende Existenzparabel Das Schweigen, Federico Fellinis lustvolle Midlife-Crisis-Fantasmagorie Otto e mezzo oder Jean-Luc Godards Filmbusiness-Selbstreflexion Le mépris hervor. Zehn Jahre später legten René Laloux mit La planète sauvage einen Meilenstein des europäischen Animationsfilms und Claude Goretta mit L’invitation einen der wenigen neueren Schweizer Filme von Weltformat vor. Doch auch das krisengeschüttelte Hollywood hatte die Wende zum Autorenkino nachvollzogen und produzierte mit Mean Streets das erste grosse Scorsese-Opus und mit Terrence Malicks Debüt Badlands den poetischsten Juvenile-Outlaws-Film aller Zeiten.

  • Billy Liar (John Schlesinger, GB)
  • Charade (Stanley Donen, USA)
  • Cleopatra (Joseph L. Mankiewicz, USA)
  • From Russia with Love (Terence Young, GB)
  • I mostri (Dino Risi, I)
  • Il gattopardo (Luchino Visconti, I)
  • Le feu follet (Louis Malle, F)
  • Le mani sulla città (Francesco Rosi, I)
  • Lord of the Flies (Peter Brook, GB)
  • Muriel ou le temps d'un retour (Alain Resnais, F)
  • Shock Corridor (Samuel Fuller, USA)
  • The Haunting (Robert Wise, GB)
  • The Insect Woman (Shohei Imamura, Japan)
  • The Pink Panther (Blake Edwards, USA)
  • The Servant (Joseph Losey, GB)
  • The Great Escape (John Sturges, USA)
  • Tom Jones (Tony Richardson, GB)
  • Vidas secas (Nelson Pereira dos Santos, Brasilien)

Weitere wichtige Filme von 1963

Billy Liar (John Schlesinger, GBI
Charade (Stanley Donen, USA)
Cleopatra (Joseph L. Mankiewicz, USA)
From Russia with Love (Terence Young, GB)
Il gattopardo (Luchino Visconti, I)
I mostri (Dino Risi, I)
Le feu follet (Louis Malle, F)
Le mani sulla città (Francesco Rosi, I)
Lord of the Flies (Peter Brook, GB)
Muriel ou le temps d’un retour (Alain Resnais, F)
Shock Corridor (Samuel Fuller, USA)
The Great Escape (John Sturges, USA)
The Haunting (Robert Wise, GB)
The Insect Woman (Shohei Imamura, Japan)
The Pink Panther (Blake Edwards, USA)
The Servant (Joseph Losey, GB)
Tom Jones (Tony Richardson, GB)
Vidas secas (Nelson Pereira dos Santos, Brasilien)

  • American Graffiti (George Lucas, USA)
  • Ana y los lobos (Carlos Saura, Spanien)
  • Angst essen Seele auf (R. W. Fassbinder, BRD)
  • Don't Look Now (Nicolas Roeg, GB)
  • El espíritu de la colmena (Victor Erice, Spanien)
  • Enter the Dragon (Robert Clouse, Hongkong)
  • Film d'amore e d'anarchia (Lina Wertmüller, I)
  • Holy Mountain (Alejandro Jodorowsky, GB)
  • La maman et la putain (Jean Eustache, F)
  • La nuit américaine (François Truffaut, F)
  • La grande bouffe (Marco Ferreri, I)
  • Le retour d'Afrique (Alain Tanner, CH)
  • Pat Garrett and Billy the Kid (Sam Peckinpah, USA)
  • Scarecrow (Jerry Schatzberg, USA)
  • Sleeper (Woody Allen, USA)
  • Szenen einer Ehe (Ingmar Bergman, Schweden)
  • The Long Goodbye (Robert Altman, USA)
  • The Sting (George Roy Hill, USA)

Weitere wichtige Filme von 1973

American Graffiti (George Lucas, USA)
Ana y los lobos (Carlos Saura, Spanien)
Angst essen Seele auf (R. W. Fassbinder, BRD)
Don’t Look Now (Nicolas Roeg, GB)
El espíritu de la colmena (Victor Erice, Spanien)
Enter the Dragon (Robert Clouse, Hongkong)
Film d’amore e d’anarchia (Lina Wertmüller, I)
Holy Mountain (Alejandro Jodorowsky, GB)
La grande bouffe (Marco Ferreri, I)
La maman et la putain (Jean Eustache, F)
La nuit américaine (François Truffaut, F)
Le retour d’Afrique (Alain Tanner, CH)
Pat Garrett and Billy the Kid (Sam Peckinpah, USA)
Scarecrow (Jerry Schatzberg, USA)
Sleeper (Woody Allen, USA)
Szenen einer Ehe (Ingmar Bergman, Schweden)
The Long Goodbye (Robert Altman, USA)
The Sting (George Roy Hill, USA)

Das erste Jahrhundert des Films: 1952

Vom «heissen» zum Kalten Krieg: Während Jeux interdits nochmals von den Wunden des Weltkriegs erzählt und Don Camillo die neuen Fronten als «Kommunismus vs. Katholizismus auf dem Dorfe» inszeniert, ruft der Western High Noon zu neuer Wehrhaftigkeit auf. Doch selbstverständlich kommen 1952 auch Meisterwerke heraus, die ihre Zeit nur indirekt spiegeln, etwa Le plaisir und Singin’ in the Rain.

Singin’ in the Rain (Stanley Donen, Gene Kelly, USA)

Nach knapp eineinhalb Jahren Laufzeit sei hier kurz das Prinzip unserer film­ historischen Langzeitreihe in Erinnerung gerufen: Wir erheben für «Das erste Jahrhundert des Films» einigermassen systematisch die 20 bis 30 wichtigsten Filme jedes Jahres von 1900 bis 1999 und nehmen aus dieser Vorauswahl sechs Filme in jedes Programm auf – im Jahr 2012 sind die Jahre mit der End­ zahl 2 dran (1912, 1922 usw. bis 1992). Was gezeigt und was bloss aufgelis­tet wird, richtet sich dabei nicht nur nach der Bedeutung oder Beispielhaftig­keit eines Films, sondern auch nach dem Umstand, ob wir ihn in anderem Zusammenhang kürzlich erst gezeigt haben, demnächst ohnehin zeigen wollen oder ob sich eine spielbare Kopie mit vertretbarem Aufwand beschaffen lässt.

Liebend gern hätten wir in unserer Auswahl mit Filmen von 1952 beispielsweise Akira Kurosawas Leben (Ikiru) neben Vittorio De Sicas Umberto D. gestellt, um zum Vergleich zweier überragender Altersporträts aus der japanischen bzw. italienischen Wiederaufbauzeit einzuladen. Doch Ikiru kommt mit etwas Glück bald wieder in den Schweizer Verleih – und wird dann als Reedition bei uns zu sehen sein. Eine Wiederaufführung zum jetzigen Zeitpunkt ist deshalb nicht sinnvoll. In makellosem Zustand hätten wir Ihnen auch gern Max Ophüls grossartige Maupassant-­Verfilmung Le plaisir gezeigt, deren deutsch untertitelte Kopie wir bereits bei unserer Ophüls­ Retro von 2001 als «fragil» einstuften. Die jetzigen Vorführungen könnten deshalb die einstweilen letzten sein, bis auch dieser Film digitalisiert vorliegt. Bei einem so populären und nach wie vor einträglichen Klassiker wie Singin’ in the Rain etwa ist das schon eine ganze Weile der Fall.

Die Beispiele illustrieren, dass der Faktor Zufall bei unseren Moment­ aufnahmen keine unerhebliche Rolle spielt. Anders als bei unseren sonstigen Zyklen, geht es uns bei der «Jahrhundertfilmreihe» auch primär um heraus­ ragende einzelne Werke und nicht um ihren Zusammenhang. Als Nebeneffekt resultieren bisweilen homo­, bisweilen auch so heterogene Zeitbilder wie bei der vorliegenden Jahrgangslese. «Heisser» und Kalter Krieg spiegeln sich ge­nauso darin wie Licht und Schatten der Wiederaufbauzeit.

  • The Bad and the Beautiful (Vincente Minnelli, USA)
  • Carnaval Atlântida (José Carlos Burle, Brasilien)
  • Das Leben einer Frau nach Saikako (Saikaku ichidai onna) (Kenji Mizoguchi, Japan)
  • Othello (Orson Welles, USA)
  • The Greatest Show on Earth (Cecil B. DeMille, USA)
  • Moulin Rouge (John Huston, GB)
  • Fanfan la Tulipe (Christian-Jaque, Frankreich)
  • The Quiet Man (John Ford, USA)
  • The Importance of Being Earnest (Anthony Asquith, GB)
  • Sehnsucht der Frauen (Kvinnors väntan) (Ingmar Bergman, Schweden)
  • Ruby Gentry (King Vidor, USA)
  • Mutter (Okaasan) (Mikio Naruse, Japan)
  • Lo sceicco bianco (Federico Fellini, I)
  • Les belles de nuit (René Clair, F)
  • Leben (Ikiru) (Akira Kurosawa, Japan)
  • Heidi (Luigi Comencini, CH)
  • Five Fingers (Joseph L Mankiewicz, USA)
  • Europa ’51 (Roberto Rossellini, Italien)
  • Cry, the Beloved Country (Zoltan Korda, GB)
  • Casque d’or (Jacques Becker, F)
  • Angel Face (Otto Preminger, USA)
  • Alraune (Arthur Maria Rabenalt, BRD)

Weitere wichtige Filme von 1952

Alraune (Arthur Maria Rabenalt, BRD)
Angel Face (Otto Preminger, USA)
Carnaval Atlântida (José Carlos Burle, Brasilien)
Casque d’or (Jacques Becker, F)
Cry, the Beloved Country (Zoltan Korda, GB)
Das Leben einer Frau nach Saikako (Saikaku ichidai onna) (Kenji Mizoguchi, Japan)
Das Netz (Jaal) (Guru Dutt, Indien)
Europa ’51 (Roberto Rossellini, Italien)
Fanfan la Tulipe (Christian-Jaque, Frankreich)
Five Fingers (Joseph L Mankiewicz, USA)
Heidi (Luigi Comencini, CH)
Leben (Ikiru) (Akira Kurosawa, Japan)
Les belles de nuit (René Clair, F)
Lo sceicco bianco (Federico Fellini, I)
Moulin Rouge (John Huston, GB)
Mutter (Okaasan) (Mikio Naruse, Japan)
Othello (Orson Welles, USA)
Ruby Gentry (King Vidor, USA)
Sehnsucht der Frauen (Kvinnors väntan) (Ingmar Bergman, Schweden)
The Bad and the Beautiful (Vincente Minnelli, USA)
The Greatest Show on Earth (Cecil B. DeMille, USA)
The Importance of Being Earnest (Anthony Asquith, GB)
The Quiet Man (John Ford, USA)

Das erste Jahrhundert des Films: 1932

Frühe Tonfilme, späte Stummfilme und sehr unterschiedliche Beispiele sozial engagierten Kinos umfasst unsere Auswahl aus dem Jahr 1932.

Die verkaufte Braut (Max Ophüls, D)

Mit der Reklame «Erster Operntonfilm – Welturaufführung» wurde Max Ophüls’ Die verkaufte Braut am 18. August 1932 in München und am 2. September 1932 in Berlin lanciert. Obwohl der erste abendfüllende Tonfilm The Jazz Singer bereits 1927 Premiere hatte, war es auch fünf Jahre später noch möglich, mit «der Erste» zu werben – erst 1936 hatte sich der Tonfilm weltweit durchgesetzt.

Tatsächlich weisen die Filme unserer 1932er-Auswahl einen sehr unterschiedlichen Umgang mit dem Ton auf. In Japan hielt sich der Stummfilm, nicht zuletzt wegen der äusserst populären Benshi, einer spezifisch japanischen Form des Filmerklärers und -kommentators, länger als in den USA oder in Europa. So ist Ozus berührendes Meisterwerk Ich wurde geboren, aber … noch ganz stumm, obwohl Ozu schon mehrere Jahre als Regisseur tätig war und Heinosuke Gosho mit The Neighbour’s Wife and Mine (Madamu to nyobo) bereits 1931 den ersten japanischen Tonfilm realisiert hatte.

Carl Theodor Dreyers Vampyr ist ein Beispiel für die in der frühen Tonfilmzeit realisierten Mehrsprachenversionen, eine der wichtigsten Strategien der Produzenten, die Sprachgrenzen zu überwinden, die durch den Tonfilm plötzlich an Bedeutung gewonnen hatten: Der gleiche Film wurde, meist mit verschiedenen Stars, im gleichen Dekor parallel in mehreren Sprachfassungen gedreht. Bei Dreyer allerdings blieb das Darstellerensemble unverändert – schliesslich hatte der adlige Financier des Films die Hauptrolle inne – und es ist nur die deutschsprachige Fassung erhalten.

Sehr unterschiedlich sind auch die gezeigten Beispiele eines sozial engagierten Kinos: So will Tod Brownings Freaks nicht primär Mitleid und Entsetzen mit seinen körperlich missgebildeten Protagonisten wecken, sondern ihre Menschlichkeit hervorheben, und Mervyn LeRoy deckt in I Am a Fugitive from a Chain Gang zum Teil fast dokumentarisch die erbarmungslosen Zustände im amerikanischen Strafvollzug auf; der deutsche Film Kuhle Wampe von Slatan Dudow wiederum wollte nichts weniger, als die Kehrseite des Kapitalismus vorführen.

  • 26 Kommissare (Nikolai Schengelaja, UdSSR)
  • A Farewell to Arms (Frank Borzage, USA)
  • American Madness (Frank Capra, USA)
  • Blonde Venus (Josef von Sternberg, USA)
  • Boudu sauvé des eaux (Jean Renoir, F)
  • Das blaue Licht (Leni Riefenstahl, USA)
  • Das Testament des Dr. Mabuse (Fritz Lang, D)
  • Grand Hotel (Edmund Goulding, USA)
  • Horse Feathers (Norman McLeod, USA)
  • Ich bei Tag und du bei Nacht (Ludwig Berger, D)
  • Island of Lost Souls (Erle C. Kenton, USA)
  • Las hurdes (Luis Buñuel, Spanien)
  • Me and My Gal (Raoul Walsh, USA)
  • Quatorze juillet (René Clair, F)
  • ¡Que viva México! (Sergej M. Eisenstein, UdSSR)
  • Red Dust (Victor Fleming, USA)
  • Scarface (Howard Hawks, USA)
  • Shanghai Express (Josef von Sternberg, USA)
  • Tarzan the Ape Man (W. S. van Dyke, USA)
  • The Mummy (Karl Freund, USA)
  • The Most Dangerous Game (Ernest B. Schoedsack / Irving Pichel, USA)
  • Trouble in Paradise (Ernst Lubitsch, USA)

Weitere wichtige Filme von 1932

26 Kommissare (Nikolai Schengelaja, UdSSR) 
A Farewell to Arms (Frank Borzage, USA)
American Madness (Frank Capra, USA)
Blonde Venus (Josef von Sternberg, USA) 
Boudu sauvé des eaux (Jean Renoir, F)
Das blaue Licht (Leni Riefenstahl, USA)
Das Testament des Dr. Mabuse (Fritz Lang, D)
Ein steinreicher Mann (Stefan Székely, D)
Grand Hotel (Edmund Goulding, USA)
Horse Feathers (Norman McLeod, USA)
Ich bei Tag und du bei Nacht (Ludwig Berger, D) 
Island of Lost Souls (Erle C. Kenton, USA)
Las hurdes (Luis Buñuel, Spanien)
Me and My Gal (Raoul Walsh, USA)
Quatorze juillet (René Clair, F)
¡Que viva México! (Sergej M. Eisenstein, UdSSR) 
Red Dust (Victor Fleming, USA)
Scarface (Howard Hawks, USA)
Shanghai Express (Josef von Sternberg, USA) 
Tarzan the Ape Man (W. S. van Dyke, USA)
The Most Dangerous Game (Ernest B. Schoedsack / Irving Pichel, USA)
The Mummy (Karl Freund, USA)
Trouble in Paradise (Ernst Lubitsch, USA)