DAS ERSTE JAHRHUNDERT DES FILMS: 1988

Distant Voices, Still Lives (Terence Davies, GB 1988)
Distant Voices, Still Lives (Terence Davies, GB 1988)

Das Filmjahr 1988 wird durch zwei Werke geprägt, die entscheidend zum Boom des dokumentarischen Kinos beigetragen haben: Im monumentalen Hôtel Terminus: The Life and Times of Klaus Barbie zeichnet Marcel Ophüls nicht nur das Lebens eines NS-Kriegsverbrechers nach, sondern fragt nach den Bedingungen, unter denen eine solche Figur mächtig und nach dem Krieg als Agent für den US-Geheimdienst und die Diktatur Boliviens tätig werden konnte. Seine filmische Abrechnung hat bis heute nichts von ihrer Kraft und Relevanz verloren. Zwiespältige Menschen hat auch Errol Morris immer wieder porträtiert. In The Thin Blue Line vermischt er virtuos Interviewmaterial mit inszenierten Sequenzen. Es gelingt ihm, die Hintergründe eines Justizskandals blosszulegen und die Unschuld eines vermeintlichen Mörders zu beweisen; der Fall wird erneut aufgerollt und der zu Tode Verurteilte freigesprochen. Damit stellt Morris eindrücklich die Wirkungsmacht eines Films unter Beweis. Weniger an der dokumentarischen Richtigkeit, sondern am Prozess des Erinnerns interessiert ist der britische Ausnahmeregisseur Terence Davies, der im poetischen Distant Voices, Still Lives Bilder seiner eigenen Kindheit im Liverpool der 40er- und 50er-Jahre heraufbeschwört. Schrill und schräg ist dagegen die umwerfende Kultkomödie Mujeres al borde de un ataque de nervios, mit der Pedro Almodóvar sein Image als Frauenregisseur begründet und seinen internationalen Durchbruch schafft. Ebenfalls bahnbrechend ist schliesslich Akira, das apokalyptische Anime-Meisterwerk von Katsuhiro Otomo, das eine Geschichte über Autorität und jugendliches Aufbegehren erzählt und uns mit rasantem Tempo und überwältigenden Bildern ins Jahr 2019 katapultiert.

Tanja Hanhart

  • Une affaire de femmes, Claude Chabrol (Frankreich)
  • A Fish Called Wanda, Charles Crichton (GB/USA)
  • Ariel, Aki Kaurismäki (Finnland)
  • Dangerous Liaisons, Stephen Frears (GB/USA)
  • Die Hard, John McTiernan (USA)
  • Drowning by Numbers, Peter Greenaway (GB)
  • Ein kurzer Film über das Töten (Krótki film o zabijaniu), Krzysztof Kieślowski (Polen)
  • Kleine Vera (Malenkaja Wera), Wassili Pitschul (UdSSR)
  • Landschaft im Nebel (Topio stin omichli), Theo Angelopoulos (Griechenland)
  • Le grand bleu, Luc Besson (Frankreich)
  • Die letzten Glühwürmchen (Hotaru no haka), Isao Takahata (Japan)
  • Nuovo Cinema Paradiso, Giuseppe Tornatore (Italien)
  • Rain Man, Barry Levinson (USA)
  • Das rote Kornfeld (Hong gao liang), Zhang Yimou (China)
  • Sur, Fernando E. Solanas (Argentinien)
  • Time of the Gypsies (Dom za vešanje), Emir Kusturica (Jugoslawien)
  • Who Framed Roger Rabbit , Robert Zemeckis (USA)

Weitere wichtige Filme von 1988

A Fish Called Wanda, Charles Crichton, GB/USA
Ariel, Aki Kaurismäki, Finnland
Dangerous Liaisons, Stephen Frears, GB/USA
Das rote Kornfeld (Hong gao liang), Zhang Yimou, China
Die Hard, John McTiernan, USA
Die letzten Glühwürmchen (Hotaru no haka), Isao Takahata, J
Drowning by Numbers, Peter Greenaway, GB
Ein kurzer Film über das Töten (Krótki film o zabijaniu), Krzysztof Kieślowski, Polen
Kleine Vera (Malenkaja Wera), Wassili Pitschul, UdSSR
Landschaft im Nebel (Topio stin omichli), Theo Angelopoulos, Griechenland
Le grand bleu, Luc Besson, F
Mein Nachbar Totoro (Tonari no Totoro), Hayao Miyazaki, J
Nuovo Cinema Paradiso, Giuseppe Tornatore, I
Rain Man, Barry Levinson, USA
Sur, Fernando E. Solanas, Argentinien
Time of the Gypsies (Dom za vešanje), Emir Kusturica, Jugoslawien
Une affaire de femmes, Claude Chabrol, F
Who Framed Roger Rabbit, Robert Zemeckis, USA

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