Editorial: Wieder sehen, neu machen

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Am 14. Juli wäre Ingmar Bergman 100 Jahre alt geworden. Seine Heimat feiert, und das Filmpodium stimmt ein in die Festfreude.

Bergmans Werk war inhaltlich wie formal wegweisend und ruft nach einem Wiedersehen – und womöglich einer Neubewertung. Wie Christoph Egger in seiner Einführung schreibt (eine längere Version seines Texts ist auf unserer Website zu lesen), gaben etwa Bergmans private Frauenbeziehungen schon damals zu reden, und im #MeToo-Zeitalter wird man wohl seine FilmFrauen auch mit anderen Augen ansehen als in den sechs Jahrzehnten, in denen seine Werke entstanden.

Beispiele für kreatives Wiedersehen und Neumachen gibt es in unserer Kurzversion der Locarno-Retrospektive zu Leo McCarey. Dieser zählt nämlich zu den wenigen Cineasten, die ein eigenes Werk ein zweites Mal verfilmt haben, und so bietet es sich an, den 1939 entstandenen Love Affair (hier online zu sehen) mit dessen Remake An Affair to Remember (1957) zu vergleichen. McCareys persönlicher Lieblingsfilm, Make Way for Tomorrow (1937), ist hingegen von einem ganz anderen Cineasten neu gemacht worden: Yasujiro Ozus Meisterwerk Die Reise nach Tokio (1953), das wir in restaurierter Form zeigen, ist weit bekannter als das Original des vor allem für Komödien bekannten Amerikaners. (Wieder-)sehenswert sind diese Filme alle.

Michel Bodmer

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